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Laut Wikipedia ist Nachhaltigkeiteine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme.“

Und damit sind wir schon ganz tief drin im Schlamassel: Das ist in unserer modernen Gesellschaft oft ein Widerspruch in sich, so auch beim Reisen: Wer reist, egal wie, riskiert dabei immer  eine Belastung der beteiligten Systeme. Und selbst auf einer Wanderung kann man unbewusst dauerhaften Schaden anrichten, wenn man aus Versehen eine seltene Orchidee zertritt, oder die letzte Spinne ihrer Art…

Also gar nicht mehr aus dem Haus? – Wohl kaum. Und schließlich spricht Wikipedia ja auch von Bedürfnisbefriedigung. Wir können Probleme nicht entgegen unserer eigenen Bedürfnisse lösen. Zumindest nicht dauerhaft, nicht nachhaltig.

Wegen Widersprüchen wie diesem ist Nachhaltigkeit ein Gummiwort geworden: Der Anspruch ist ehrenwert, aber wirklich erfüllen kann ihn niemand. Völlige Nachhaltigkeit ist die Vision, das Ziel muss lauten, so nachhaltig wie möglich zu werden.

Und so sucht auch jede(r) Interessierte nach seiner persönlichen Antwort. Die Reisebloggerin Ute Kranz etwa fliegt nur noch maximal zweimal im Jahr, was sie in einem sehr gelungenen Überblicksartikel auf bravebird.de erklärt:

Erderwärmer
Erderwärmer

(Um die Erderwärmug auf maximal 2 Grad zu begrenzen) „stünden jedem Menschen dieser Erde ein Ausstoß von jährlich rund 2,3 Tonnen CO2 zu. […] der deutsche Durchschnitt liegt bei 11,63 Tonnen CO2 im Jahr, also 5x so hoch! […] Bei nur einer einzigen Reise nach Thailand verursachen wir bereits 6,0 t CO2 […]

Und kommt zu dem Schluss:

„Seit diesem Jahr kompensiere ich meine Flüge und gleichzeitig auch meine Roadtrips. Fliegen innerhalb Deutschlands oder Europa Festland kommt für mich überhaupt nicht mehr in Frage, solange es eine Zugverbindung gibt oder das Ziel per Auto erreichbar ist.“

Anna Forssman ruft in ihrem Nachhaltigkeitsblog green-friday „Hört bitte auf zu Fliegen“, und argumentiert:

„Aber in Kalifornien ist doch ein Teil von unserem Herz, da müssen wir doch noch mal hin. Ja, maybe. Aber ganz sicher nicht einmal im Jahr, und ziemlich sicher auch nicht alle zwei Jahre. Wenn man dann doch fliegt, kann man zumindest auf Atmosfair oder ähnlichen Plattformen ausgleichen.“

Daneben gibt es natürlich unzählige Listen mit Kriterien für nachhaltiges Reisen. Die Empfehlungen vieler Ratgeber vermischen Nachhaltigkeit jedoch mit Gesellschaftskritik und Esoterik mit zum Teil willkürlichen Empfehlungen. Eine Liste mit vielen guten objektiven Kriterien hat Utopia. Die Utopia Top 10:

Natur pur im Urlaub
  1. nahe Reiseziele
  2. nachhaltigere Verkehrsmittel
  3. Flugzeug, Bahn oder Bus?
  4. Carsharing-Urlaub
  5. Mietwagen meiden
  6. Flüge vermeiden
  7. CO2-Verbrauch ausgleichen
  8. mit wenig Gepäck reisen
  9. Siegel checken
  10. Wasser sparen

Zu einem überraschenden Schluss kommt dann jedoch das Nachhaltigkeitsmagazin enorm, in einem Interview mit Prof. Kreilkamp:

Aus ökologischer Sicht optimal: Pauschalreisen. „Denn in durchorganisierten Kunstwelten und eingezäunten Arealen lassen sich viele Menschen optimal energieeffizient, wassersparend und ohne gravierende Naturzerstörung unterbringen.“ Kreilkamp: „Wenn wir Reisen dauerhaft allen ermöglichen wollen, müssen wir solche Optionen mehr in den Blick nehmen.“

Das passt so gar nicht in das Klischee vom nachhaltigen Urlaub auf der abgeschiedenen Alm, ist aber folgerichtig: Fluter.de zitiert aus einer Studie der Harvard Universität zur nachhaltigen Wohnortwahldass ein städtischer Haushalt bis zu 3,4 Tonnen weniger CO2 pro Kopf und Jahr in die Luft bläst, als er es auf dem Land tun würde“. Und was für das tägliche Leben gilt, lässt sich eins zu eins auch auf den Urlaub übertragen: Wo Wege länger sind, wo mehr Fläche pro Person genutzt wird, wo mehr individueller Aufwand betrieben wird, da wird immer auch mehr Energie verbraucht und damit CO2 produziert.

nachhaltig reisen
Nachhaltigskeitsklischee

Urlaub in Abgeschiedenheit ist entspannender, er ist exklusiver, er ist persönlicher. Er ist aber nicht nachhaltiger.

Das heißt natürlich nicht, dass Großhotels immer alles richtig machen. Die Energieverschwendung für Pool, Klimaanlage, Entertainment etc. ist ja offensichtlich und allgegenwärtig. Es bedeutet aber, dass der Weg zu nachhaltigerem Urlaub nur mit den Großhotels funktioniert, und nicht gegen sie.

Und deswegen biete ich mit GutBürger.Reisen Mainstream-Angebote mit Nachhaltigkeitskomponente, nach den folgenden Grundsätzen:

  1. Der Massentourismus ist nicht vom Himmel gefallen. Es gibt Massentourismus, weil es sehr viele Leute gibt, die sich Urlaub in fernen Regionen leisten können und wollen.
  2. Das mit weitem Abstand drängendste Problem durch Massentourismus sind die CO2 Emissionen.
  3. CO2-kompensierte Reisen lösen das Klimaproblem nicht dauerhaft, aber sie verschaffen uns Zeit.
  4. Besonders nachhaltige Angebote zu besonders hohen Preisen lösen das Problem nicht, oder nur dann, wenn es keine günstige Konkurrenz mehr gibt.
  5. Mit meinem Kleinunternehmen kann und muss ich über Aufklärung und CO2-Kompensation an der Begrenzung des Klimawandels teilhaben.

Die Reiseangebote von GutBürger.Reisen sind nicht nachhaltig, aber so nachhaltig wie möglich.


Christoph

Gründer von GutBürger.Reisen

4 Comments

Christian Baumgartner · 6. Juli 2019 at 09:54

Der Ansatz von GutBürger Reisen in allen Ehren – und es ist sicher wichtig, was ihr macht – aber ihr bietet keine Nachhaltigen Reisen an, sondern klimaneutrale.

Zur Nachhaltigkeit im Tourismus fehlen da der Blick auf die Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, kultureller Respekt und Austausch, etc. Und das hat gar nichts mit Esoterik zu tun. Und der Versuch nachhaltig zu sein, hat immer etwas mit Gesellschaftskritik zu tun (sonst wäre ja alles schon nachhaltig), warum also der negative Zugang dazu?

Nochmals: Ich halte Kompensation für unglaublich wichtig – wahrscheinlich die dringendste Herausforderung (nicht nur) im Tourismus – das deckt aber nur einen Teil von Nachhaltigkeit ab.

    Christoph · 6. Juli 2019 at 15:27

    Danke Christian. Ich denke wir können uns darauf einigen, dass der Schwerpunkt auf der Klimaneutralität liegt. „Nicht nachhaltig“ würde aber bedeuten, dass bei den Angeboten der klassischen Veranstalter auf Kriterien wie Arbeitsbedingungen und kulturellen Austausch überhaupt kein Wert gelegt wird, und so ist es ja nicht. Außerdem gibt es da vielfältige konkurrierende Ziele. Die Arbeitsbedingungen in Hotels in Tunesien sind beispielsweise unterirdisch, gleichzeitig ist der Tourismus aber das Einzige, dass die Demokratie dort aufrecht erhält. Ähnliches in der Türkei, wo die Urlaubsregionen die gleichzeitig die säkularsten und progressivsten Landesteile sind.

    Du hast aber Recht, dass man in der Beziehung noch wesentlich mehr machen könnte. Dass man besonders positive und nahezu nachhaltige Beispiele noch mehr herausstellen könnte. Ich möchte das mit GutBürger auch durchaus noch angehen, aber dafür brauche ich definitiv mehr Ressourcen, als ich derzeit habe.

Was bedeutet klimaneutral, und was macht Atmosfair? • GutBürger.Reisen · 14. März 2019 at 13:13

[…] habe ja vergangenen Monat bereits etwas über die Aspekte von Nachhaltigkeit beim Reisen geschrieben und erklärt, wieviel CO2 bei einem Flug produziert wird. Ich habe dargelegt, dass aus […]

Was unterscheidet GutBürger.Reisen von Ab-in-den-Urlaub.de? · 21. März 2019 at 16:55

[…] Leute sind irritiert von meinem Angebot: Nachhaltige Reisen entsprechen heute noch immer einem bestimmten Klischee. Häufig wird das zum Beispiel mit […]

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